Viele Stunden lang ausgelassen feiern, unbeschwert bummeln auf dem Krämermarkt, gutes Essen genießen und mitreißende Musik erleben – das war die Wangener Kirbe für 1800 Besucher. Die Freiwillige Feuerwehr konnte am Wochenende 40 Jahre Kirbehocketse feiern.
Sonntag, 14 Uhr: Die beiden Polizisten steigen ins Auto, knallen die Türen zu, schalten das Blaulicht ein, starten den Motor – und rollen im Schritttempo durch die Ortsmitte. Sie eskortieren die 13 Kirbemädle und vier Kirbebuben des Jahrgangs 1992/93 sowie den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart, Abteilung Wangen. In wehenden schwarzen Röcken, weißen Hemden und einer grün-weißen Schärpe über der Brust marschiert der diesjährige Kirbejahrgang durch die Straßen, verteilt Grüße und jede Menge bunte Bonbons. Von Zeit zu Zeit wechselt der Riesentrauben seine Träger, die sich mit einem Schluck Schnaps stärken und sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn wischen. Die grünen Weintrauben, Sonnenblumen, Buchsbaumäste und die weißen Dahlien und Gladiolen ergeben zusammen immerhin ein Gewicht von 100 Kilogramm. Schließlich erklimmen Andreas Mattes (19) und Kevin Stegbauer (19) die Leitern vor der Kelter, nehmen das Kunstwerk vorsichtig von den Schultern und befestigen ihn einige Meter über dem Kelterplatz und den Köpfen der jubelnden Besucher. Der Riesentrauben ist heil angekommen, die Polizei rückt ab. „Ich bin einfach nur glücklich!“ Kirbemädle Katrin Mischke hat die letzten Schritte Walzer hinter sich gebracht. Wie jedes Jahr wird der Riesentrauben von den jungen Erwachsenen aufgetanzt. Aber nicht nur gestern beim traditionellen Kirbeumzug wurde getanzt. Bereits am Freitag veranstaltete der Jahrgang 1992/93 die Kirbedisco in der Versammlungshalle Hedelfingen. Und am Samstagabend trat die Showband „vis a vis“ mit Pop- und Schlagermusik in der Kelter auf. „Wir haben alle gemeinsam gefeiert, die Disco war in diesem Fall nicht nur für die Jugend gedacht.“
Für den Erfolg der Wangener Kirbe ist auch die Freiwillige Feuerwehr verantwortlich: „Seit 1973 organisieren wir die Kirbe-Hocketse. Da steckt viel Arbeit drin, am Kirbewochenende ist man quasi drei Tage wach. Aber ohne die Kirbe würde ein Stück Tradition sterben. Und das wollen wir alle nicht“, sagte Kommandant Rolf Schlimm. Und so wurde diese Tradition auch am vergangenen Samstag mit selbst gebackenem Kuchen begangen. Mit einem kühlen Glas Kölsch stießen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr dann auch auf das 40-jährige Jubiläum der Hocketse an, während der eigene Musikzug die rund 600 Besucher pro Tag mit Posaunen, Trompeten und Pauken unterhielt. Bereits seit 183 Jahren verwandelt sich die Ulmer Straße in der Kirbezeit zum beliebten Ziel für viele Einwohner. Auf dem Krämermarkt schlendern sie die Straße entlang, verhandeln mit den Marktbeschickern oder halten ein Schwätzchen mit Nachbarn und Freunden. Genauso vielseitig wie die Begegnungen ist auch das Angebot: An 30 verschiedenen Marktständen konnten die Besucher am vergangenen Samstag Ledertaschen, Geldbeutel, Kunsthandwerk, Schmuck oder Kleidung kaufen. Bei all dem Spaß und guter Laune vergessen die Kirbemädle und Kirbebuben aber nicht, auch an andere zu denken. So wurde der Riesentrauben Stück für Stück in kleine Teile zerlegt und an die Wangener Bevölkerung versteigert. Der Erlös aus dieser „Schlachtung“ soll einen wohltätigen Zweck erfüllen. Gebunden hat dieses 100 Kilo schwere Kunstwerk Inge Strobel, die sich dieser Aufgabe schon seit 50 Jahren widmet. Am Mittwoch, 29. August, gehen die diesjährigen Festtage mit der Kirbebeerdigung zu Ende.