Etwa 1,3 Millionen Terrarien gab es nach Angaben des „Industrieverbands Heimtierbedarf“ im Jahre 2022 in Deutschland. Genaue Zahlen darüber, wie viele Amphibien und Reptilien als Haustiere gehalten werden sind aber kaum möglich. Um sich auf eine mögliche Konfrontation mit Reptilien oder Amphibien im Einsatzfall vorzubereiten statteten die Kamerad*innen der Wangener Feuerwehr am 16.03. der Wilhelma einen sehr interessanten und lehrreichen Besuch ab.
Und plötzlich: Schlangen!
Noch vor der offiziellen Tagesöffnung des zoologisch-botanischen Gartens begrüßte Tierpfleger Marcel die Feuerwehrmänner und -frauen im Bereich der Terrarien vor der Krokodilhalle. Nachdem er kurz hinter den Kulissen verschwunden war tauchte er schon wenig später mit zwei Königsnattern in der Hand wieder auf. Diese wurden umgehend an die links und rechts von ihm stehenden Kameraden weitergegeben. Das ging so schnell, dass man gar nicht überlegen konnte, ob man die Schlange jetzt eigentlich überhaupt in der Hand halten möchte. Einem ersten Moment der Überraschung wich dann aber bald die Faszination für das Gefühl der Tiere in der eigenen Hand. „Ich hatte mir die Tiere von ihrer Haut her irgendwie trockener vorgestellt“, bemerkt einer der Kameraden, „aber sie fühlen sich ziemlich glatt an“.
„Könnt ihr die kurz halten?“
Während man sich noch mit den Nattern beschäftigt kommt ein weiterer Pfleger mit einer grob 2,5m langen Boa zu Gruppe hinzu. „Könnt ihr die kurz für mich halten? Dann kann ich nämlich das Terrarium richtig putzen“, sagt er und hängt das Tier bereits den ersten Kameraden um den Hals. Mit einer durchschnittlichen Länge von zweieinhalb bis drei Meter gehören die kräftigen Boas zu den mittelgroßen Riesenschlangen (einzelne Exemplare können aber bis zu fünf Meter lang werden). Sie sind ausgesprochen beliebte Terrarientiere. „Man kann gar nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn sich eine so große Schlange bewegt. Der ganze Körper ist ein einziger Muskel!“
Auch zwei entspanntere Exemplare aus der Familie der Reptilien haben sich inzwischen zu den Kamerad*innen gesellt. Entspannt ruhen die Bartagame auf den Händen oder Schultern der Feuerwehrmänner und -frauen. Und zu aller Überraschung: Trotz ihres stachligen Aussehens sind Bartagame eigentlich ziemlich weich, die Stacheln nur zur Abschreckung da.
Unter den Aquarien
Im Anschluss gab es ein wenig Objektkunde: Hinter den Kulissen der Aquarien und bei „angenehm“ schwüler Luftfeuchtigkeit wurde das Kellergeschoss des Gebäudes besichtigt. „Aus feuerwehrtechnischer Sicht ein sehr herausforderndes Gebäude“, schlussfolgert Kommandant Pfost nach der Führung. „Lange Gänge, verschiedenste im Raum verlaufende Rohrleitungen, Halbgeschosse, gelagertes Material und vieles mehr machen das Objekt im Atemschutzeinsatz und unter potentieller Nullsicht gefährlich!“
Tausendfüßer und ihre Verwandten
Als nächstes Stand das „Insektarium“ auf dem Programm. Die Bewohner des Insektariums sind zwar klein im Vergleich zu allen übrigen Zootieren. Dafür stellen sie mit Millionen von Arten die Mehrheit der Lebewesen auf der Erde. Den Hinweis „Vorsicht! Tiefhängende Spinnennetze“ beim Aufstieg in den Lagerraum galt es wörtlich zu nehmen: Hier laufen wirklich fast handtellergroße Spinnen frei herum, spinnen ihre Netze und fangen so ihre Beute.
Nachdem jeder einen relativ spinnenfreien Platz für sich gefunden hatte galt die Aufmerksamkeit wieder Pfleger Marcel. Der hatte zwischenzeitlich eine kleine Plastikschale mit zwei Tausendfüßern geholt und diese auf einem Tisch platziert. „Wenn man die auf seiner Kleidung laufen lässt hört es sich beim Ablösen so an, als ob man einen Klettverschluss abzieht, da sie mit ihren Beinen so gut anhaften“, ist zu erfahren. Auch einen Riesenläufer, verwandt mit dem Tausendfüßer, bekommen die Kamerad*innen zu sehen. „Der ist aber ein richtiges Arschloch“, sagt Pfleger Marcel, „vorne beißt er, hinten sticht er und er ist so beweglich, du kannst ihn mit der Hand eigentlich nicht sicher halten ohne gebissen oder gestochen zu werden.“ Also schnell wieder wegräumen und weiter zu den nächsten Tieren.
Leuchtende Skorpione
Dann wurden weitere beliebtes Terrarium-Tiere vorgestellt: Eine Vogelspinne und ein Skorpion. Mit mehr oder weniger Überwindung seitens der Menschen wanderte die Vogelspinne durch die Hände der Kameradinnen und Kameraden und machte sich auf dem Arm einer tätowierten Kameradin schnurstracks auf dem Weg zu einem am Ellenbogen tätowierten Spinnennetz. Der Skorpion durfte hingegen auf dem Tisch bleiben, musste aber für eine kleine Demonstration herhalten – Skorpione leuchten nämlich unter Schwarzlicht, was dann auch eindrucksvoll demonstriert wurde.
Zum Abschluss des Besuchs bedankte sich Kommandant Pfost im Namen der Abteilung bei Tierpfleger Marcel für seine tolle und sehr interessante Führung. Und nach einem kleinen Abstecher zur Fütterung der Seelöwen wurden die Heimfahrt angetreten – hoffentlich ohne unerwünschte Mitfahrer aus dem Insektarium.